KOLUMBIEN

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Eine stürmische Überfahrt

Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr in der Frühe, wache ich durch ein leichtes Beben auf. Ludwig hat den Motor der Stahlratte angeworfen, denn jetzt geht die Fahrt Richtung Cartagena  los. Leider sieht das Wetter nicht sehr freundlich aus und es wird auch eine ziemliche ruppige Überfahrt. Schon bald sind einige Plätze an der Reeling besetzt. Das Schiff macht schon recht gewaltige Sprünge über die Wellen und man muß sich sehr kräftig an irgendetwas festhalten, um auf den Beinen  zu bleiben. Ich bleibe sehr lange oben auf der Brücke unbeeindruckt stehen, bis ich den Fehler mache und versuche einen Schluck Kaffee zu mir zu nehmen. Den schenk ich schon nach 2 Minuten den Fischen. Die Übelkeit dauerte aber nur ein paar Minuten und so verzichte ich vorsichtshalber  bis zum Abend auf etwas Eßbares. Ich verbringe den kompletten Tag in der Koje und kann auch in der folgenden Nacht, trotz des Geschaukels richtig gut schlafen.

 

Die Stahlratten mit der Oberratte Ludwig.

CARTAGENA

Das scheußliche Wetter begleitet uns bis zum nächsten Morgen, wo wir gegen 9 Uhr im Hafen von Cartagena einlaufen.   Die Skyline von Cartagena überrascht uns mit vielen Hochhäusern und einem großen Containerhafen. Nachdem der Anker geworfen wurde, fährt Ludwig mit allen Pässen und notwendigen Papieren zum Zoll um unsere Einreise einstempeln zu lassen. Bis dies geklärt ist, darf niemand von Bord. Erst spät am Nachmittag kam der Anruf daß alle Papiere fertig sind und abgeholt werden können. Somit verbrachten wir den ganzen Tag mit packen und warten und warten und warten. Gegen 16 Uhr durften wir von Bord, doch unsere Motorräder waren noch nicht durch den Zoll und mußten an Bord bleiben. Am Abend sollten wir noch erfahren, per Mail, wie das mit den Motorrädern am nächsten Tag gelöst wird. So fuhren wir mit dem nötigsten erstmal in die Altstadt von Cartagena um uns ein Quartier zu suchen. Nach einigem herumfragen fanden wir auch für jeden ein Zimmer, mit TV, WIFI, Ventilator, eigenem Bad, recht sauber und das für 10 $, im Hostal Casa de la America. Viele andere Kollegen kamen für diesen Preis nur in Dorms (Mehrbettzimmer) unter. Es wohnen noch zwei andere Deutsche hier, die sich ebenfalls zufällig getroffen haben und am Sonntag kommt noch ein Schweizer, den wir in Panama City kennengelernt haben,  für den wir auch hier ein Zimmer reserviert haben, dann ist das ganze Hostal in unserer Hand denn es gibt nur 5 Zimmer hier.  So gibt es immer wieder einen regen Erfahrungsaustausch unter den Reisenden.

 

 

ADUANA


Mittwoch 01.12.10    Früh um 8 Uhr finde ich ein Mail vom Kapitän Ludwig, daß das Abladen der Motorräder um 8 Uhr beginnt. Also nichts wie los, ab zum Hafen. Dort angekommen müssen wir feststellen das Ludwig keinen Pier zugewiesen bekommen hat, aus bürokratischen Gründen, denn die Mühlen laufen hier sehr langsam. Das heißt, jedes einzelne Motorrad muß in das Schlauchboot geladen werden, an einen kleinen Holzsteg gefahren und dann dort mit Muskelkraft aus dem Schlauchboot gezerrt werden. Und das mit 19 Motorrädern wovon jedes mindestens 220kg wiegt. Josua und ich fahren an Bord der Stahlratte und entzurren unsere Bikes selbst, damit die Sache etwas flotter geht. So kommen wir beim sechsten und siebten mal dran. Das komplette Gepäck bleibt an Deck der Stahlratte, denn jetzt geht’s ganz schnell in kurzer Hose, T-Shirt, Helm und Badelatschen zum Zoll. (ADUANA) Natürlich fängt es auf der Fahrt dahin zum regnen an. Beim Zoll sitzt Manfred, der Agent von Ludwig, der die Papiere bereithält und dann weiterleitet zum zuständigen Beamten. Er sagt uns gleich daß wir uns hier auf mind. 3 Std Wartezeit einstellen müssen. Um es kurz zu machen. Ich bin einer der ersten der das heiß ersehnte PERMIT für das Motorrad erhält. ( Permit = temporäre Einfuhrerlaubniss für das Motorrad) Gegen 16,30 Uhr im strömenden Regen, aber ca. 30°, fahre ich sofort zur nächsten  SURA - Versicherungsvertretung um mir dort die notwendige Versicherung zu holen. Dies dauerte keine 5 Minuten und ich bin 40 $ für 3 Monate Motorrad-Versicherung los. 3 Monate sind die Mindestlaufzeit.  Dann schnell zum Holzsteg am Hafen, mit dem Schlauchboot zur Stahratte, meine inzwischen klatschnassen Motorradklamotten und das Gepäck geholt und alles auf das Motorrad gepackt. Inzwischen sind auch fast alle anderen Biker vom Zoll zurück. Die letzten bekommen ihr Permit jedoch erst kurz vor 18 Uhr dem Schalterschluß. Das ganze ist ein Drama der kolumbianischen Bürokratie, die erstens mit so einem Ansturm von 19 Bikern etwas überfordert sind und zweitens der Chef der Aduana, kurz vor Schluß noch 80000 Pesos Schmiergeld vom Agenten haben wollte, damit die Angelegenheit heute noch zu Ende gebracht wird. Da sich Manfred jedoch weigerte zu zahlen, wurden die letzten bis kurz vor Schalterschluß hingehalten.   Tropfnass kamen wir dann im Hostal an und ich verteilte meine Motorradklamotten im Zimmer um alles einigermaßen wieder trocken zu bekommen, was bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit jedoch nicht ganz einfach ist.

 

 

Getsemani


Hier in Getsemani befindet sich unser Hostal. In diesem Viertel leben die Einwohner in schmalen, langen Häusern wo früher die kleinen Leute wie Handwerker, Schreiner und Metzger lebten. Hier hat man einen Einblick ins Leben, den die Fenster und Türen stehen weit offen und der Blick ins Wohnzimmer mit dem schon geschmücktem Weihnachtsbaum, ist ohne Behinderung möglich.  In diesem Teil von Cartagena ist noch nicht viel restauriert und deßhalb wirkt das Erscheinungsbild in den engen Gassen mit den alten Häusern etwas duster und unheimlich.

Anders sieht es hinter der sehr gut erhaltenen Stadtmauer aus. In dieser geschützten Altstadt findet man viele prachtvoll renovierte Kolonialhäuser,  sehr schöne Plätze und grüne Parks. Hier sieht man deutlich wie reich und bedeutend die Stadt einmal gewesen war. Die ca. 11km lange Stadtmauer aus Korallensteinen ließen die Spanier 1586, nach einem Überfall von Sir Francis Drake, bauen. Der Bau dauerte bis zur entgültigen Fertigstellung bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Nachdem Cartagena  dann seine Unabhängigkeit erklärte, mußten die Spanier  ihre selbst erbaute Verteidigungsanlage  erstürmen. Cartagena wurde zur reichsten und berühmtesten Hafenstadt von Südamerika durch das Monopol des Sklavenhandels. Von hier traten sämtliche Waren wie Gold, Silber, Edelsteine und sonstiges exotisches die Reise nach Europa an.   

Cartagena war das Verbindungstor zwischen der Alten Welt und der Neuen Welt.

Bilder vom wunderschönen historischen Altstadtviertel.

Bilder vom prallen Leben im Viertel GETSEMANI wo wir wohnen.

Hier sieht man keinen Touristen.