Weihnachtsgefühle


Der 16. Dezember.     Ja, ist denn etz scho Weihnachten.                                 Bunte blinkende Lichterketten hier an den Häusern, Weihnachtsmänner mit Pudelmütze, Renntierschlitten und bunte Lichterblumen überall hier in Cartagena,  ich höre im Internet ANTENNE BAYERN mit den Verkehrsstaus wegen Glatteis und Schneetreiben auf den bayerischen Straßen, Adventsstimmung im Radio…....…ja, und trotzdem mag sich keine Weihnachtsstimmung oder  irgendwie Wintergefühle hier bei mir, in diesem heißen und feuchten Dampfkessel aufkommen. Wie soll ich dieses Weihnachten überstehen ohne den superguten Plätzchen meiner Frau, ohne Schnee, ohne Kälte, ohne meiner Familie und dem Kaminfeuer am Abend.  Ach wie seid ihr zu beneiden, die zu Hause bleiben durften.

 

Am Mittwoch den 08.12. war Feiertag hier. Angeblich wurde Nikolaus gefeiert. Schon am  Abend zuvor  plärrten aus sämtlichen Lautsprechern Musik und zwar in einer ohrenbetäubenden  Lautstärke. Die Menschen sitzen auf den Gesteigen haben Kerzen angezündet und einen Supwoofer dazugestellt und besaufen sich. Dies ging die ganze Nacht und den folgenden Tag durch, ohne Pause bei 30° im Schatten, denn es ist wieder mal stark bewölkt. Überhaupt ist das Wetter hier extrem. Entweder es regnet wie verrückt, so daß alles überschwemmt ist, Hänge abrutschen und es somit  kein Weiterkommen gibt, oder die Sonne scheint so stark daß man stets Schatten suchen muß. Aber zu jeder Zeit ist die extreme Luftfeuchtigkeit vorhanden.

 

 Interessante Menschen, Schiksale, Erinnerungen, Momentaufnahmen


Auf so einer Reise kann man allerhand interessante Geschichten erfahren und Schiksale kennenlernen     Am Sonntag ist Werner aus Panama eingetroffen. Es gab wieder viel zu erzählen, denn ein Auto von Panama herauszubringen erfordert viel Geduld und Lauferei. Er brauchte volle 2 Tage und war ziemlich am Ende mit den Nerven. Nicht immer läuft alles glatt oder so wie man es gerne hätte.    So war unsere Motorradausfuhr eine reine Spielerei dagegen, denn dies regelte unser Kapitän Ludwig mit viel Rum und Bakschisch. Nur bei der Einfuhr nach Kolumbien mußten wir warten und warten.     Andere Reisende die man trifft, sind schon seit 17 Jahren auf Reise und kennen die dreiviertel Welt. Zum Beispiel ein portugisisch, holländisches Pärchen die immer wieder mal ein halbes Jahr irgendwo jobben und dann weiterziehen.    Langzeiturlauber wie Ralf und Sigmund die mal eben 8 Wochen Zeit hier in Kolumbien und Venezuela verbringen.   Auch Auswanderer kann man finden die ein neues Lebensziel im Ausland suchen und oft auch finden.    Einheimische von denen man ihr Schiksal erfährt und wie sie zu kämpfen haben, um ihr Hotel und Restaurant über die Runden zu bringen.  Wir sind durch Armenviertel gefahren in dem vor einer Woche Häuser den Hang hinabgerutscht sind und etliche Bewohner mitgerissen wurden.      Frauen die mit ihren Kindern auf dem Parkplatz betteln.      Ein Taxifahrer wurde diese Woche in der Nacht beraubt und erstochen.  Dem Pärchen wurde die Kamera vom Hals gerissen, in einem Armenviertel.

 

Der erste Fahrtag in Columbien


Endlich heute am Freitag den 17.12.2010  beginnt die  Reise durch Südamerika. Gestern am späten Nachmittag hat Josua endlich sein Bike mit neuen Reifen und Bremsbelägen bekommen, sodaß wir unsere vorläufig gemeinsame Reise fortsetzen können. Die Route die wir gemeinsam ausgesucht haben, soll im groben so gefahren werden:  Cartagena, El Carmen de Bolivar, Plato, Bosconia, Aguachica, Bucaramanga, San Gil, Villa de Leyva, Zipaquira, Bogota, Manizales, Pereira, Armenia, Tulua und dann Equador.


Heute wollen wir versuchen bis nach Aguachica zu gelangen, was wir dann doch nicht schaffen. Schon die Fahrt von Cartagena hinaus ist ein Erlebniss und nichts für schwache Nerven. Ein Wahnsinnsverkehr und gefahren wird da wo Platz ist. Hier gelten überhaupt keine Verkehrsregeln. Die Straße zweispurig verstopft mit Bussen, Taxen und Mopedfahrern die auch Personen transportieren, gegen Entgeld. Die Mopedfahrer quetschen sich durch jede kleine Lücke und zwischen den Bussen und Taxen hindurch und wir beide hinterher. Ob rechts oder links, es wird überholt wo eben gerade Platz ist. Das heißt, ein ständiger Fahrbahnwechsel.  Auch stehende Busse, wo gerade Passagiere ein – bzw. aussteigen werden rechts überholt, aber man muß höllisch auf der Hut sein denn auch Fußgänger überqueren wild die Straße, zwischen den dahinschleichenden Bussen und Taxen.  Es geht sehr eng zu bei diesem Spiel.  Aber nach ca. 10km kommt man aus der Stadt heraus und somit wird auch der Verkehr weniger. Nach ca. 30km kommen wir nach Gambote, hier hat das Hochwasser der letzten Wochen seine Spuren hinterlassen.  Armensiedlungen die direkt an der Straße und an dem Fluß liegen, stehen über einen Meter unter Wasser. Die Straße wird mit Sandsäcken vom Wasser geschützt, das ca. 30cm höher als das Straßenniveu liegt. Stellenweise steht immer noch Wasser auf der Straße, aber wir haben keine Probleme da duch zu kommen.

So kommen wir nach El Carmen de Bolivar, wo wir nach Osten auf die 80 abbiegen und Richtund  Plato fahren. Vor Plato gibt es eine riesige Brücke, die den 1500km langen Fluß  Rio Magdalena überspannt.  Diesen Fluß haben wir in den letzten Wochen oft im Fernsehen gesehen, denn er hat riesige Landstriche und viele Siedlungen, mit bis zu 3m Höhe unter Wasser gesetzt. Ich habe ein kurzes Video von dem extrem breiten Fluß gemacht

Dann geht es weiter auf der 80, die jedoch in einem erbarmungswürdigen Zustand ist. Zuerst sind es nur Asphaltlöcher, aber immerhin bis zu 10cm tief und so groß daß wir Mühe haben daran vorbei zu kommen. Alle kann man nicht umfahren und so passiert es, daß Josua sein Topcase im hohen Bogen vom Motorrad fliegt und etliche Schrammen davon trägt. Aus den Löchern , werden später dann  Mulden von bis zu 60cm Tiefe und das auf der gesamten Fahrbahnbreite, fast alle 1000m.  Die Asphaltdecke war von den LKWs schon lange komplett aufgerieben, sodaß  nur noch die blanke Erde vorhanden war. Die LKWs fuhren an diesen Stellen nicht mal mehr Schritttempo um ihre Ladung nicht zu verlieren. 

Somit haben wir sehr lange gebraucht bis wir endlich  Bosconia auf der 45 erreicht haben. Diese Straße war in einem Top Zustand und wir gaben richtig Gas um Zeit wieder gut zu machen, zumal so gut wie kein Verkehr auf dieser Straße herrschte. Nach ca. 50km wußten wir auch warum kein Verkehr war.  Vor uns war eine komplette Straßensperre und wir schauten im ersten Moment etwas belämmert drein. Die Brücke vor uns war zusammengeklappt und es wurde fleißig an einer Behelfsbrücke gearbeitet. Aber es herrschte ein reger Fußgänger und Mopedverkehr und somit war schnell klar, wir kommen da auch drüber. So quetschten wir uns mit den anderen über die eingestürtzte Brücke, auf die andere Seite.  Schaut euch die Bilder an. So etwas kann man bei uns nicht erleben.

 Immer wenn wir anhalten oder wie hier an der Brücke, kommt sofort ein Menschenauflauf zusammen um uns zu bestaunen und uns auszufragen, woher und wohin?  Das Erstaunen ist oft riesengroß, wenn wir sagen, daß wir in Alaska gestartet sind und nach Argentinien wollen. In den Gesichtern kann man dann deutlich riesige Fragezeichen sehen. Dann wird noch über die Motorräder gestaunt und gefachsimpelt und weiter geht die Fahrt. Als es zu dunkeln beginnt suchen wir uns ein Hotel direkt an der Straße, um Morgen früh bald wieder auf der Piste zu sein.

Die Umleitungs-Tour


Heute soll es über Aguachica und Bucaramanga auf der 45 bis nach San Gil gehen. Aber wie es so ist,kommt wieder mal alles ganz anders. Das Land sehen wir bisher in einem dunklem, satten Grün. Alles wuchert, kein Wunder nach dieser langen und ausgiebigen Regenzeit. Immer wieder sehen wir weite Flächen überflutet und überqueren oft dunkelbraune, schlammige, schnell dahinfließende große Flüsse. Auf der wenig befahrenen 45 geht es flott Richtung Süden bis nach Aguachica.


Der Verkehrskollaps   

                           

Hier verursachen wir fast einen Verkehrskollaps. Josua muß sich dringend Geld aus einem Automaten ziehen, deßhalb bleiben wir einfach am Straßenrand der zweispurigen Hauptstraße stehen.  Er geht auf die andere Straßenseite zum Automaten und ich bleibe bei den Motorrädern.  Schnell bleiben ein paar von den unzähligen Motorrad-Taxen stehen und bestaunen die Motorräder. Jeder will wissen woher, wohin und was für Motorräder das sind. Wieviele Zylinder, wieviel ccm und wo wir hin wollen. Es werden immer mehr die stehen bleiben und schauen. Bald sind es ca. 20 oder mehr und verstopfen die Straße, sodaß die PKWs Probleme haben vorbei zu kommen.  Wir haben mit den Burschen eine Riesen Gaudi, bis endlich die Polizei auftaucht und uns bittet doch weiter zu fahren. Wir brauchen aber mindestens noch 10 min. bis wir alle Jungs befriedigt haben, Fotos gemacht  und uns endlich angezogen haben, bis wir dann mit einem lauten VAMOS, ADIOS und Gehupe  losgedüst sind.  Immer wieder sehen wir in die ungläubig schauenden Gesichter, wenn wir erzählen das wir von Alaska bis Kolumbien mit dem Motorrad gefahren sind und unsere Reise noch bis Argentinien weiter gehen soll. Trotzdem kommt am Schluß noch mal die Frage: „ mit dem Motocicleta?“ Auch wird oft gefragt, was das denn kostet, aber darauf geben wir keine Antwort, denn das sind exorbitante Zahlen für die Jungs, die gerade mal 5 Euro pro Tag damit verdienen, Personen von A nach B mit ihren mikrigen Mopeds zu kutschieren.

Die TOTALSPERRUNG


Am Ausgang der Stadt wollen wir tanken, da sprechen uns wieder ein paar Jungs an, woher, wohin. Als wir sagen das wir als nächstes nach Bucaramanga wollen, machen sie uns deutlich daß dies nicht möglich ist, da die Straße gesperrt ist wegen Erdrutsch. Es gibt zwar eine Umgehungsmöglichkeit, aber sie sind sich nicht sicher ob diese Straße inzwischen wieder befahrbar ist. So fuhren wir erstmal einfach weiter bis zu dem Abzweig der Umgehungsstraße. Hier fragten wir einen Polizisten und der meinte, die Umgehungsstraße sei ohne Probleme fahrbar. Wunderbar, so haben wir noch ca. 160km bis Bucaramanga, dachten wir. Nach ca. 90km plötzlich wieder ein Menschenauflauf auf der Straße, Absperrungen und Polizei.  Totalsperrung.  Als wir mit unseren exotischen Maschinen ankommen, schaarten sich wieder alle um uns, woher, wohin, welche Maschinen und so fort. Schnell ging ich zu den Polizisten und er erklärte mir, es dauerte ca. 8 Tage bis die Straße wieder befahrbar wäre und wir einen weiteren Umweg in Kauf nehmen mußten um überhaupt irgendwie in die Gegend zu kommen, wo wir eigendlich hin wollten. Die neue Route hieß jetzt, weiter in der Flußebene des Rio Magdalena, in Richtung Bogota zu fahren, bis nach Purto Araujo, wo wir dann auf einer unbefestigten Straße ca. 100km die Berge hinauf nach Barbosa kommen. Schon bald merkten wir daß wir auf dieser zum Teil geteerten und zum Teil schlechten unbefestigten Straße, wir heute nicht mehr nach Barbosa kommen werden.  So fanden wir im ersten Ort Cimitarra, ein unglaublich modernes, blitzsauberes Hotel und das zu einem Spottpreis.

Schon die letzten hundert km hatte ich große Probleme mit der Fußbremse, bis sie am Schluß überhaupt keinen Druckpunkt mehr hatte. Gleich nach der Ankunft im Hotel versuchte ich zu klären warum die Bremse nicht mehr funktionierte und dabei stellte ich fest, das zwei Streben meiner Alukistenhalterung gebrochen waren und dringend geschweißt werden mußte. Mit einem Hotelboy fuhr ich zum nächsten Schweißer, mit dem ich in einer halben Stunde die Angelegenheit in Ordnung brachte. Fragt nicht wie die Werkstatt aussah oder der Schweißapparat aussah, so etwas findet man nur in Südamerika oder in Afrika. An die Bremsanlage wollte ich diese Kerle nicht ran lassen, so fuhr ich wieder ins Hotel zurück und suchte nach dem Bremsproblem. Ich fand schnell den schief sitzenden Bremsflüssigkeitsbehälter und hoffe damit das Problem in den Griff zu bekommen, denn ohne Hinterradbremse, fährt man mit einem äußerst unguten Gefühl auf diesen unbefestigten Straßen. Als wir spät am Abend ins Dorf gingen, waren wir überrascht welches Leben hier in der Provinz herrscht. Viele Restaurants, Discotheken, Kneipen, Straßenstände und Freßbuden, alle mit ohrenbetäubender Musik, was die Boxen aushielten und vielen Menschen, was wir hier in dieser Einöde, weitab von jeder Großstadt nicht erwartet hätten. Bei sehr angenehmen Temperaturen verbrachten wir einen weiteren lustigen und unterhaltsamen Abend.   Bisher hatten wir mit dem Wetter Glück. Morgen geht’s hinauf in die Berge, lassen wir uns überraschen welche Straßen- und Wetterverhältnisse wir vorfinden.